Am 28. Februar 1835 - also genau heute vor 180 Jahren - unterschrieb Elias Lönnrot das Vorwort zur ersten Ausgabe des Kalevala.
Erschienen ist das Buch dann zwar erst etwas später. Aber dennoch feiern die Finnen zur Erinnerung und Würdigung des epischen Werkes jedes Jahr am 28. Februar den Kalevala-Tag - in der Landessprache: "Kalevalan päivä". Übrigens auch in Schaltjahren...
So ähnlich muss es ausgesehen haben, als Väinämöinen einst
in den finnischen Wäldern der Kantele die ersten Töne entlockte.
Eigenes Foto.
Neben dem Melodie- und Akkordspiel eignet sich die Kantele auch sehr gut zur Improvisation. Dabei zupft man mit den Fingern beider Hände die Saiten nacheinander - oder auch mehrere Saiten gleichzeitig an. Einfach so, ohne groß nachzudenken.
Auch so wurde und wird die Kantele seit langer Zeit gespielt. Musik entspannt, und man kann sich wunderbar in den Klängen verlieren. Das muss gar nichts mit Mystik und Esoterik zu tun haben. Es ist einfach schön, die Gedanken ein wenig schweifen zu lassen - und die Finger finden bald ihren Weg. Man spielt einfach für sich selbst, - es gibt keine Fehler, keinen Anspruch, keine musikalische Leistung, einfach nur Klang, dem man sich anvertrauen kann.
Für das Zupfen der fünfsaitigen Kantele hat sich folgende Fingeranordnung bewährt:
Fingerzuordnung beim Zupfen der fünfsaitigen Kantele.
Eigenes Foto.
Der Zeigefinger der rechten Hand zupft die tiefste Saite. Ring-, Mittel- und Zeigefinger der linken Hand üernehmen die Saiten 2-4. Der rechte Daumen wiederum ist für die höchste Saite zuständig.
Man muss sich freilich nicht sklavisch an diese Empfehlung halten. Sinnvoll ist diese Fingerzuordnung aber deshalb, weil man so auch "blind" (also ohne hinzuschauen) zupfen und dennoch zielsicher die gewünschte Saite anspielen kann. Außerdem kann man aus diese Fingerstellung sinngemäß auch auf die 10- und 11-saitige Kantele anwenden.
Zum Improvisieren kann man die fünfsaitige Kantele unterschiedlich stimmen. Denkbar ist die Moll-Stimmung ebenso wie die Dur-Skala. Auch pentatonische Stimmungen bieten sich an.
Verschiedene Stimmungen für fünfsaitige Kantele. Eigene Grafik.
Achtung bei der Variante "Pentatonisch, Grundton D": sollte die 5. Saite schon bei der Stimmung auf "a" bereits recht straff
sein, könnte sie ggf. reißen, wenn man sie "c"
hochstimmt! Alternativ könnte man für Pentatonik auch auf cdega (statt
degac) stimmen - so kann eigentlich nichts passieren.
Hier mal ein kleines Hörbeispiel in D-Moll, kleine Fehler inklusive. Diesmal habe ich nur die Audio-Datei aufgenommen, das Youtube-Video zeigt also diesmal keine bewegten Bilder:
Also, einfach mal ausprobieren und ein wenig bei Kanteleklängen entspannen...
Text, Illustrationen, Video: Peter Widenmeyer, 2015
Tataa, Premiere! Heute gibt's hier mal was zu sehen und zu hören. Da ich erst seit wenigen Wochen dabei bin, ein paar Brocken Finnisch zu lernen, entschuldige ich mich schon mal vorweg für meine Aussprache. Aber heute ich endlich Zeit und einfach Lust, folgende drei alten Volkslieder aufzunehmen.
Suutarin emännen kehtolaulu - Das Wiegenlied der Schustersfrau
In diesem Lied geht es um die Frau eines Schusters. Ein paar Jungs klopfen bei ihr an, aber sie muss ihnen sagen, dass der Schuster gerade über die Dörfer zieht, um mit seinem Handwerk Geld zu verdienen. Die Jungs sollen in der Woche darauf wiederkommen, um ihre Schuhe abzuholen.
Pajalaula - Schmiedelied
Auch hier geht es ums einfache Handwerk: eine Szene aus der Schmiedewerkstatt wird geschildert. Wie im vorigen Video, so spiele ich hier meine zehnsaitige Kantele von Melodia Soitin.
Virkkipä vanha Väinämöinen - Standhafter, alter Väinämöinen
Und hier ein Lied aus der Kalevala-Tradition. Es schildert, wie Väinämöinen die Kantele zur Hand nimmt und ihr alsbald wunderschöne Töne entlockt. Hier gespielt auf einer fünfsaitigen Kantele in D-Moll.
Die Kantele war und ist natürlich auch ein Gegenstand der finnischen Kunst. Elias Lönnrot hat dem Instrument im "Kalevala" ein literarisches Denkmal gesetzt. Bekannte Maler seiner Zeit haben sie als Motiv für ihre Bilder gewählt.
Manche von ihnen illustrieren die kalevalische Überlieferung von Väinämöinen und der ersten, aus einem Hechtskiefer bzw. der zweiten, aus Holz geschnitzten Kalevala.
Andere zeigen die Kantele im Gebrauch der einfachen, bäuerlichen Bevölkerung. Damit sind sie typisch für die finnische Nationalromantik, die nach jahrhundertelanger schwedischer, dann russischer Vorherrschaft, das eigentlich Finnische in den Fokus rückt.
Hier sind ein paar typische Beispiele aus dem 19. Jahrhundert zu sehen:
1851 - Väinämöinen spielt auf der Kantele.
Johan Zacharias Blackstadius, schwedischer Maler (1816-1898).
1866 - Väinämöinen spielt auf der Kantele.
Robert Wilhelm Ekman, finnischer Maler (1808-1873).
1892 - Kantelensoittaja.
Pekka Halonen, finnischer Maler (1865-1933).
Ateneum, Helsinki.
1893 - Die Runensängerin Larin Paraske spielt die Kantele.
Albert Edelfelt, finnischer Maler (1854-1905).
Odessa Museum of Western and Oriental Art.
1896 - Streit um den Sampo.
Akseli Gallen-Kallela, finnischer Maler (1865-1931).
Finnische Nationalgalerie.
Rechtlicher Hinweis: Alle Maler der hier gezeigten Gemälde sind seit weit über 70 Jahren verstorben. Somit gelten ihre Werke nach europäischem Urheberrecht als gemeinfrei. Nach gängiger Rechtsauffassung gilt das auch für einfache, zweidimensionale neuere Reproduktionen entsprechender Gemälde. Quelle für alle Bilder: commons.wikimedia.org, public domain.
Bildbearbeitung und erläutender Text: Peter Widenmeyer, 2015