Sonntag, 15. November 2015

Standfest spielen...

Es gibt Gelegenheiten, bei denen man seine Kantele vielleicht ganz gern im Stehen spielt - nicht nur, wenn man Rückenprobleme hat.

Die Idee zur folgenden Bastelei verdankt sich zwar nicht der Kantele, sondern meiner Beschäftigung mit dem Taishokoto. Da ich in Kürze bei einem runden Geburtstag ein paar Liedchen spielen werde, suchte ich nach einer Lösung für einen mobilen Spieltisch, der schnell her- und wieder weggeräumt werden kann.

Hier ist das Ergebnis:

Spieltisch für Kantele und andere Zither-Instrumente. K&M-Ständer,
selbstgebaute Box, ausgestattet mit Piezo-Tonabnehmer. Eigenes Foto.

Grundlage ist der Keyboard-Ständer 18953 von K&M. Darauf habe ich eine selbstgebaute Sperrholz-Box gesetzt. Unterhalb der oberen Platte ist ein Schaller Oyster Doppel-Piezo eingebaut. Man kann also einen kleinen Verstärker direkt an den Spieltisch anschließen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, konnte ich noch nicht ausprobieren. Vielleicht berichte ich gelegentlich mal von meinen Erfahrungen.

Aber auch ohne Elektrik verstärkt die Box ein wenig und liefert auf jeden Fall eine stabile Spielunterlage. Übrigens nicht nur für die Kantele, sondern auch für ein paar andere Instrumente:

Spieltisch mit Taishokoto...

... Mountain Dulcimer...

... und Raffele.

 Hier noch ein paar Details:

Die Mittelstrebe geht nicht ganz durch, sie stabilisiert nur vorn.
Die obere Leiste verhindert ein Abrutschen des Instruments nach vorn.
Klinkenbuchse und Piezo-Abnehmer sind im Innern installiert. Eigenes Foto.

So sieht die "Auster" von Schaller in der aktuellen Variante aus:

Aktuell wird der Schaller Oyster 722 mit vormontierter Klinkenbuchse
geliefert. Loch bohren, durchstecken, zuschrauben, fertig. Eigenes Foto.


Die zwei Längsleisten an der Unterseite der Box sind so bemessen, dass die Kiste satt im Rahmen sitzt, wenn man sie auf den Ständer legt:

Führungsleisten an der Unterseite der Box.

Den Ständer selbst habe ich auch noch ein wenig "verbessert": K&M liefert für die vier verstellbaren Füße M6er Inbus-Schrauben mit. Will man also die Höhe verstellen, dann muss man immer auch noch den Schlüssel dabei haben und nach IKEA-Manier alle Schrauben raus- und wieder reindrehen. An dieser Stelle habe ich einfach vier K&M-Rändelschrauben montiert: die kann man auch ohne Werkzeug leicht bewegen - und sie halten genauso gut.

Text und Fotos: Peter Widenmeyer, 2015

Freitag, 6. November 2015

Gezupft, nicht geschüttelt...

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Saiten einer Kantele zum Schwingen zu bringen. Die einfachste und ursprünglichste Art ist, einfach mit einem Finger über die Saiten zu streichen. Üblich ist auch heute noch die folgende Spielweise:
Dabei werden die Saiten beim Abstrich vom Fingernagel des Zeigefingers, beim Aufstrich von dessen Fingerkuppe berührt.

Anschlag mit ausgestrecktem Zeigefinger. Eigenes Foto.

Spielt man auf der Kantele Melodien, Einzeltöne oder ein Picking-Muster, dann kommen mehrere Finger zum Einsatz: gezupft wird mit den Fingerkuppen:

Hier kommen alle Finger zum Einsatz: Melodiespiel und Picking. Eigenes Foto.

Will man kräftig in die Tasten hauen, zum Beispiel beim Begleiten von Gesang beim Akkordspiel, dann kann man die Fingerspitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger locker aufeinander legen. Nicht verkrampfen! Beim Auf- und Abschlag bewegen sich die Fingerspitzen leicht gegeneinander:

Beim Abschlag treffen vor allem Zeige und Mittelfinger auf die Saiten,
beim Aufschlag eher die Daumenspitze. Eigenes Foto.

Will man noch etwas mehr Lautstärke erzeugen oder im Flat-Picking-Stil spielen, dann sollte man ein Plektrum zur Hilfe nehmen. Ich selber nehme gerne die altbewährten dreieckigen Gitarrenplektren. Aber es gibt natürlich auf dem Markt eine Fülle von Plektren für alle möglichen Zwecke und Instrumente:

Unterschiedlichste Plektren aus dem Musikhandel - und
aus der Küchenschublade! Eigenes Foto.

Erläuterung: (1) Typisches Gitarrenplektrum. (2) Dreiseitiges Plektrum von Herdim mit verschieden dicken Spitzen. (3) Taishokoto-Plektren. Das Loch in der Mitte sorgt für guten Halt. (4) Nochmal Taishokoto: auf einer Seite ist ein rundes Lederblättchen angebracht. (5) Plektren für Saz und Oud sind länglich. Kommt ggf. der Spielweise beim Flat-Picking entgegen.
Und schließlich: (6) Zahnstocker bzw. (7) Schaschlik-Spieß, gekürzt. Solche Holzstäbchen werden ebenfalls traditionell beim Kantelespiel verwendet.

Gekürzter Schaschlik-Spieß im Einsatz. Eigenes Foto.

Wer will, kann seine Kantele zwischendurch natürlich auch mit einem Bogen streichen.

Kleinere Bögen (z.B. für Schülergeigen) sind günstig zu bekommen.
Eigenes Bild.

Wem das gefällt, dem empfehle ich auf Dauer allerdings eher die Anschaffung eines Streichpsalters. Denn das erforderliche Kolophonium verharzt sonst vermutlich Decke und Saiten schon nach kurzer Zeit.

Text und Fotos: Peter Widenmeyer, 2015