Eine "Biene" (hier: 6,25 * 40 mm). Links das Gewinde, dann das Bohrloch zur Aufnahme der Saite. Rechts: abgeplattete Seiten. Eigenes Foto. |
Üblich geworden sind aber heute sogenannte Zither-Wirbel. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Eigentlich kommen diese Wirbel aus dem Klavierbau. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach Klavieren entschloss sich Wilhelm Wagner im Jahr 1853 dafür, in Plettenberg die bisher handwerklich hergestellten "Stimmnägel" für Klaviere nun schneller, günstiger und präziser industriell herzustellen. Weitere Infos über die Firma Wagner gibt es hier: Klick!
Ob der Name "Biene" für diese Art Stimmwirbel etwas mit dem quergestreiften "Hinterteil", dem Gewinde, zu tun hat, kann ich nur vermuten. Jedenfalls verdanken Wagners Bemühungen auch Generationen von Zitherspielern und eben auch wir Kantele-Spielerinnen und -Spieler eine erhebliche Erleichterung. Auch wenn die Wirbel nicht übersetzt sind, lassen sie sich doch ohne Mühe mit Hilfe eines Stimmschlüssels präzise in die richtige Position drehen.
Wer sich selber eine Kantele baut, sollte bei der Wahl der richtigen Stimmwirbel ein paar Aspekte bedenken:
- Die richtige Länge
Die hängt davon ab, wie dick die Materialstärke des Instruments an dieser Stelle ist. 2 cm oder mehr wären schon gut, um den Stimmwirbeln eine gute Führung zu geben. Dafür eignen sich Stimmwirbel mit etwa 40 bis 45 mm Länge. - Der richtige Durchmesser
Stimmwirbel gibt es mit verschiedenen Durchmesser. Das hat gute Gründe: im Lauf der Jahre sorgt der Stimmvorgang dafür, dass die Bohrung im Holz erweitert wird. Dadurch werden die Stimmwirbel immer leichtgängiger - und irgendwann haben sie dem Saitenzug nichts mehr entgegenzusetzen - die Saite verstimmt sich dauernd nach unten. Spätestens dann ist es Zeit, Stimmwirbel mit einem etwas größeren Durchmesser einzusetzten (oder vom Instrumentenbauer einsetzten zu lassen).
Beim Eigenbau ist zu beachten, dass die Stimmwirbel im Hartholz sitzen. Wird für die Kantele Weichholz wie Fichte verwendet, dann muss die Stelle vorher "ausgebuchst" werden: dazu wird eine ca. 10-12 mm große Bohrung ins Holz gesetzt und ein Rundholz aus Hartholz (z.B. Buche, Ahorn oder eben auch: Buchsbaum) eingeleimt. Wenn der Leim abgebunden hat, wird darin dann das Führungsloch für den Stimmwirbel gebohrt.
Auch hier ist zu beachten: Man wählt den Bohrer ca. einen halben Millimeter kleiner als den Durchmesser der "Biene": also z.B. einen 4-mm-Bohrer für eine Biene mit 4,5mm Durchmesser). Außerdem ist es so, dass die Stimmwirbel zunächst mit dem Hammer ein Stück weit ins Bohrloch geklopft werden. Erst dann dreht man mit dem Stimmschlüssel noch ein wenig in die richtige Position. - Links- oder rechtsdrehend
Tatsächlich gibt es beides. Bei handelsüblichen Kantelen werden "rechtsdrehende" Wirbel verwendet. Das bedeutet: dreht man mit dem Uhrzeigersinn, wird die Saite aufgewickelt - die Saitenspannung erhöht sich, der Ton wird höher.
Bei Stimmwirbeln wird normalerweise die innere Kantenlänge angegeben. Eigenes Foto. |
Die Millimeter-Angaben bei den Stimmschlüsseln beziehen sich dagegen üblicherweise auf die Seitenlänge des quadratischen Innen-Vierkants. Deshalb sind Vierkant-Schlüssel in aller Regel kleiner zu wählen! Bei meinen Kantelen von Melodia Soitin und von Lovikka sind Wirbel mit ca. 4,5 mm Durchmesser verbaut - der dazugehörige Stimmschlüssel hat ca. 4 mm Innen-Kantenlänge. Bei der Koistinen-Kantele ist der Durchmesser etwas größer.
Oben: optimaler Sitz. Unten: Innen-Kantenlänge des Schlüssels etwas zu kurz; insgesamt noch brauchbare Kombination. Eigenes Foto. |
Wenn möglich, sollte man vor dem Kauf ausprobieren, ob der Schlüssel passt. Wichtig ist jedenfalls: der Schlüssel sollte satt auf dem Stimmwirbel sitzen, so dass man präzise stimmen kann.
Text und Fotos: Peter Widenmeyer, 2015