Von links nach rechts: Lovikka traditionell, Lovikka modern, Melodia Soitin traditionell, Melodia Soitin modern. Eigenes Foto 2015. |
Wie man auf dem Bild sehen kann, verfügen die gezeigten (und z.B. auch die "Wing"-Modelle von Koistinen) "modernen" Modelle an der Kopfseite über einen kleinen, abgerundeten "Flügel". Damit erinnern diese modernen Instrumente an die baltische Verwandtschaft, zum Beispiel an die im Osten Lettlands (in Lettgallen) verbreitete Variante der Kokle. Dort ist dieser Flügel schlicht und einfach rechteckig, so dass diese Instrumente noch sehr das Brett erahnen lassen, aus dem sie gemacht sind.
Dieser Flügel gibt dem Instrument etwas mehr Resonanzfläche, und nicht selten stützen die Spieler dort ihren linken Unterarm beim Spielen auf.
Ein weiterer Unterschied ist bei manchen Instrumenten im modernen Stil die Aufhängung der Saiten: statt am querliegenden "varras" werden die Saiten einzeln an senkrecht stehende Metallstifte angebracht.
Einzelaufhängung der Saiten bei der modernen Variante der fünfsaitigen Kantele von Melodia Soitin. Eigenes Foto 2015. |
Hier stellt Lovikka eine Ausnahme dar: trotz modern gerundeten Flügels findet sich am andern Ende die klassische "varras"-Aufhängung (wenn auch mit gerader statt gerundeter Aussparung).
Lovikka fünfsaitige Kantele "modern". Eigenes Foto 2015. |
Da wir grade über "modern" sprechen: der Korpus des modernen Lovikka-Modells ist übrigens aus dem vollen (Erlen-)Holz gefräst - mit CNC-Unterstützung, soweit ich das beurteilen kann. Damit ist die Herstellung einerseits ganz weit weg von der Tradition - und zugleich wieder nah dran. Denn aus dem vollen Holz, aus einem einzigen Stück, wurden Kantelen schon seit Jahrhunderten geschnitzt.
Text und Fotos: Peter Widenmeyer, 2015
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