Dienstag, 28. Oktober 2014

Das finnische Nationalepos: Das Kalevala

Nach schwedischer und russischer Vorherrschaft - auch in kultureller Hinsicht - entwickelte sich so etwas wie ein "finnisches" Bewusstsein in Kunst, Musik und Literatur erst im 19. Jahrhundert. Der Lehrer Elias Lönnrot reiste im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts immer wieder durch Karelien und sammelte dort die in traditionellen Versen mündlich überlieferten Mythen. Aus diesem Material wurde schließlich das Epos "Kalevala", deren Fassung von 1849 heute als Standardtext gilt. Auch wenn sich die einzelnen Zeilen nicht reimen, handelt es sich hier nicht um Prosa, sondern um die sogenannten "Runo-Gesänge".

Denkmal von Erik Wikström in Helsinki:
Links sitzt der Zauberer Väinämöinen, neben ihm der Schriftsteller Elias Lönnrot.
Zu ihren Füßen die hübsche Aino. Eigenes Foto, 2014.

Im Zusammenhang mit dem Thema "Kantele" ist das Kalevala einmal deshalb wichtig, da die von Lönnrot gesammelten Gesänge von umherziehenden Runo-Sängern auf den Höfen, bei Festen und anderen Anlässen vorgetragen wurden.

Außerdem wird im Kalevala sozusagen der "Entstehungsmythos" der Kantele erzählt: einer der Sagenhelden ist der Schamane Väinämöinen. Zusammen mit anderen möchte er Louhi, der Herrin über das Nordland Pohjola, die Zaubermühle "Sampo" entwenden, um sie dem Volk von Kalevala wieder zurückzugeben. Diese Zaubermühle beschenkt die Menschen nämlich mit Salz, Mehl und Gold.


Statuen von Robert Stigell am Alten Studentenhaus Helsinki.
Links: Ilmarinen, der Schmied. Rechts: Väimämöinen singt zur Kantele.
Eigenes Foto, 2014.



Allerdings entpuppt sich seine Mission als durchaus abenteuerlich. Unterwegs müssen sie unter anderem den Kampf mit einem riesigen Hecht aufnehmen. Nachdem der erlegt ist, baut Väinämöinen aus dessen Unterkiefer die erste Kantele. Sein Plan ist nämlich, Louhi und ihre Leute nicht mit Schwertern, sondern durch Gesang zu betören.
Diese erste Kantele geht dann beim Kampf um das "Sampo" verloren. Deshalb baut Väinämöinen später hölzerne Kantelen und be- bzw. verzaubert damit die Menschen.

Text und Grafik: Peter Widenmeyer, 2014

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