Dienstag, 28. Oktober 2014

Das Kalevala als Film

Für alle, denen es zu mühsam ist, das Kalevala durchzulesen, gibt es gute Neuigkeiten. Lange Zeit war der finnisch-sowjetische Filmklassiker "Sampo" auf Deutsch nur noch als gebrauchte VHS-Kassette unter dem Titel "Das gestohlene Glück" erhältlich.
Immer wieder mal hatte ich die Hoffnung, dass irgendwann eine DVD erhältlich sein wird. Und: tataaa! Seit August 2014 gibt es den Film tatsächlich auf Silberling!

Elias Lönnrot, der Verfasser des Kalevala. Dass sein Werk einmal
verfilmt werden würde, konnte er nicht ahnen.Aufgenommen 1880.
Fotograf unbekannt. Quelle: commons.wikimedia.org. Public domain.

Bei mir kam der Film in einer edlen Papphülle an, darin ein transparentes Jewel Case. Die Bildqualität des Films ist soweit ordentlich - allerdings nicht "digital" neu herausgeputzt. Man sieht dem Film sein Alter an, und natürlich war auch die Tricktechnik 1958 noch nicht so weit entwickelt wie heute.

Ob ich den Film schon sechsjährigen kommentarlos zur Sonntagnachmittaggestaltung überlassen würde, weiß ich nicht.Der Stil des Films ist teilweise sehr pathetisch und die Handlung erlaubt sich einige Freiheiten gegenüber dem originalen Kalevala. Dennoch kann man sich das durchaus ansehen - ein wenig Kantelemusik kommt auch drin vor (obwohl ich nicht glaube, dass der Schauspieler, der Väinämöinen verkörpert, tatsächlich Kantele spielen kann, aber was soll's...).

Hier gibt's die ausführliche Beschreibung des Films bei Wikipedia: Klick!

Text: Peter Widenmeyer, 2014

Kantelemuseum in Jyväskylä

Auf der Heimfahrt von Saarijärvi in Richtung Helsinki im August 2014 hatten wir die großartige Gelegenheit, das Kantele-Museum in Jyväskylä-Palokka zu besuchen. In vielen Jahrzehnten hat Kari Dahlblom hier viele verschiedene Kantelen sowie verwandte Instrumente zusammengetragen.
 
Außenansicht.

Er empfing uns persönlich und führte uns durch das privat geführte Museum. Außerdem gab es ein kleines Privatkonzert.

Das Kantele-Museum befindet sich im Obergeschoss dieser alten, umgebauten Zehntscheuer. Außerdem gibt es noch ein paar kleinere und einen größeren Veranstaltungsraum mit Kleinkunstbühne.
 
Hier mal ein paar Bilder (alles eigene Bilder. Erlaubnis zur Veröffentlichung wurde von den gezeigten Personen erteilt):

Kari Dahlblom an einer alten Heimkantele.
Verschiedene kleine Kantelen.
Verwandte Instrumente aus dem Baltikum.
Kari holt extra noch ein Ausstellungsstück aus der Vitrine.

Für alle Finnland-Reisenden, die mal in die Gegend kommen (Jyväskylä liegt ca. 270 km nördlich von Helsinki) gibt's hier die Infos. Es empfiehlt sich, vorher Kontakt z.B. mit Kari Dahlblom aufzunehmen, da das Museum nur wenige Stunden in der Woche geöffnet ist.

Homepage des Kantelemuseums (mit Video!): Klick!


Auch auf Facebook ist das Museum vertreten: Klick!

Ein Besuch  lohnt sich auf jeden Fall!

Text und Grafik: Peter Widenmeyer, 2014

Das finnische Nationalepos: Das Kalevala

Nach schwedischer und russischer Vorherrschaft - auch in kultureller Hinsicht - entwickelte sich so etwas wie ein "finnisches" Bewusstsein in Kunst, Musik und Literatur erst im 19. Jahrhundert. Der Lehrer Elias Lönnrot reiste im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts immer wieder durch Karelien und sammelte dort die in traditionellen Versen mündlich überlieferten Mythen. Aus diesem Material wurde schließlich das Epos "Kalevala", deren Fassung von 1849 heute als Standardtext gilt. Auch wenn sich die einzelnen Zeilen nicht reimen, handelt es sich hier nicht um Prosa, sondern um die sogenannten "Runo-Gesänge".

Denkmal von Erik Wikström in Helsinki:
Links sitzt der Zauberer Väinämöinen, neben ihm der Schriftsteller Elias Lönnrot.
Zu ihren Füßen die hübsche Aino. Eigenes Foto, 2014.

Im Zusammenhang mit dem Thema "Kantele" ist das Kalevala einmal deshalb wichtig, da die von Lönnrot gesammelten Gesänge von umherziehenden Runo-Sängern auf den Höfen, bei Festen und anderen Anlässen vorgetragen wurden.

Außerdem wird im Kalevala sozusagen der "Entstehungsmythos" der Kantele erzählt: einer der Sagenhelden ist der Schamane Väinämöinen. Zusammen mit anderen möchte er Louhi, der Herrin über das Nordland Pohjola, die Zaubermühle "Sampo" entwenden, um sie dem Volk von Kalevala wieder zurückzugeben. Diese Zaubermühle beschenkt die Menschen nämlich mit Salz, Mehl und Gold.


Statuen von Robert Stigell am Alten Studentenhaus Helsinki.
Links: Ilmarinen, der Schmied. Rechts: Väimämöinen singt zur Kantele.
Eigenes Foto, 2014.



Allerdings entpuppt sich seine Mission als durchaus abenteuerlich. Unterwegs müssen sie unter anderem den Kampf mit einem riesigen Hecht aufnehmen. Nachdem der erlegt ist, baut Väinämöinen aus dessen Unterkiefer die erste Kantele. Sein Plan ist nämlich, Louhi und ihre Leute nicht mit Schwertern, sondern durch Gesang zu betören.
Diese erste Kantele geht dann beim Kampf um das "Sampo" verloren. Deshalb baut Väinämöinen später hölzerne Kantelen und be- bzw. verzaubert damit die Menschen.

Text und Grafik: Peter Widenmeyer, 2014

Sonntag, 12. Oktober 2014

Die fünfzehnsaitige Kantele

Vor kurzem traf die fünfzehnsaitige Kantele, die rechts im Bild zu sehen ist, bei mir ein:

Drei Schwestern (von links nach rechts): Kantele mit 5, 10 und 15 Saiten.
Hergestellt von Melodia Soitin, Finnland.

Der Tonumfang beträgt 2 (diatonische) Oktaven. Gestimmt ist sie in D-Dur: A-H-C#-D-E-F#-G-A-H-C#-D-E-F#-G-A.
Eine neue Herausforderung! In der unteren Lage sind die Griffe ähnlich wie bei der zehnsaitigen - in der oberen Lage jedoch muss ich mir erst neue Akkorde erarbeiten.
Alle drei Instrumente wurden sind aus massiver Erle hergestellt und hervorragend verarbeitet. Hergestellt wurden sie bei Melodia Soitin, Saarijärvi.

Text und Foto: Peter Widenmeyer, 2014