Sonntag, 23. August 2015

Mountain Dulcimer meets Kantele

Am Rande der "Folksounds Elmstein" hatten Martin Oesterle und ich endlich einmal wieder Gelegenheit, miteinander Musik zu machen. Auch wenn wir im Video so ernst dreinschauen, hatten wir doch eine Menge Spaß und waren völlig entspannt.


Vor der wunderschönen Kulisse einer einsamen Lichtung im Pfälzer Wald haben wir ungeprobt und ungebügelt folgende fünf Stücke eingespielt:

Pajalaulu (Schmiede-Lied) - Finnisches Volkslied
Wildwood Flower - Folksong USA
The Leaving of Liverpool - Folksong England, Irland, USA
O Susanna - Stephen Foster
Camptown Races - Stephen Foster

Viel Spaß damit!

Video und Text: Peter Widenmeyer, 2015

Dienstag, 18. August 2015

Die Elektriker kommen!

Gerade bei einer Kantele mit offenem Korpus ist die nachträgliche Installation eines Piezo-Transducers auch einem weniger begabten Handwerker möglich.
Ich zeige das hier mal am Beispiel einer Lovikka Wing 5:

Diese Kantele soll verkabelt werden.

Das ist so ungefähr das, was man an Werkzeug braucht...

Eine solche Klinkenbuchse (kleines Bild) und einen Scheibenpiezo
gibt es von verschiedenen Herstellern für jeweils ein paar Euro.

Falls ein Stecker oder eine Kunststoffbuchse am Piezo hängt (wie hier), entfernt man sie mit einer geeigneten Zange und legt die Kabelenden frei.

Wichtig: das Anzeichnen!

Vor allem sollte man sich vergewissern, dass man die richtige Seite anbohrt! Wenn man das Instrument umdreht, verwechselt man das im Eifer des Gefechts schon mal! Bei kleinen Kantelen, die wie eine Gitarre umgehängt werden, soll die Buchse nachher ja unten sein - deshalb das Loch in die lange Zarge bohren!

Jetzt wird gebohrt! Ein wenig Kreppband sorgt dafür, dass die Bohrerspitze
nicht abrutscht.

Das Loch ist drin, es kann weitergehen.

Den Scheiben-Piezo klebt man einfach mit doppelseitigem Klebeband in das
Instrument. Mit einer kleinen (Scherenschnitt-)Schere kann man die Rundung
ganz gut ausschneiden.

Die Schutzfolie bleibt vorläufig noch drauf.

Jetzt muss schon mal alles eingefädelt werden - zumindest bei dieser Art von
Klinkenbuchse. Rechts der Piezo, wenn man will etwas passenden Schrumpf-
schlauch, die 14er-Mutter, Sprengring und Ringscheibe.
Alles durchs Bohrloch fädeln, dann geht's weiter.

Fachleute wegschauen! Ich hab die zwei Drähte erstmal an die Laschen
gezwurbelt: den weißen an Anschluss "1" (Lasche "2" wird hier nicht belegt).
Der schwarze Draht (Masse) kommt an die lange Lasche.
Jetzt anlöten - davon hab ich kein Foto. Keine Hand mehr frei!

Jetzt die Kontermutter zuerst von Hand...

... und dann mit dem Schraubenschlüssel festziehen.

Wer will, macht Schrumpfschlauch drüber. Ebenfalls nicht zunftgerecht:
Ich hab ihn mit dem Lötkolben geschrumpft, eine Heißluftpistole hab ich nicht.

Jetzt noch die Schutzfolie vom Klebeband ziehen
und den Piezo an der Unterseite der Decke ankleben.

Jetzt kann's losgehen! Und es hat tatsächlich auf Anhieb funktioniert!

Wer sich die ganze Löterei sparen will, kann auch zu einer etwas teureren
Lösung wie der "Schaller Oyster" greifen.
Nur bohren, ankleben und einschrauben!

Hier das Modell Schaller Oyster 723 mit zwei Piezos (das sich z.B. für größere Kantelen eignet). Die Klinkenbuchse wird dabei von innen durchs Bohrloch gesteckt und dann von außen her festgeschraubt. Gibt es meines Wissens jetzt auch als Modell "Schaller Oyster S/S" mit nur einem Piezo und Klinkenbuchse und natürlich gibt es ähnliche Lösungen auch von anderen Herstellern.

Text und Fotos: Peter Widenmeyer, 2015

Freitag, 14. August 2015

Hast du Töne? Ja, mehr als du denkst!

Manche Klein-Kantelen sind mit Markierungen versehen, die sich ungefähr auf halber Länge der Saite befinden (z.B. bei Koistinen Wing und Lovikka Modern). Andere Modelle (z.B. Melodia Soitin und Lovikka traditionell) haben diese Markierungen nicht. Im folgenden erkläre ich, wozu diese Markierungen gut sind und wie man sie selber anbringen kann, wenn man ein Instrument ohne diese Markierungen hat.

Links: Koistinen Wing 5. Klebepunkte direkt unter den Saiten, linear.
Mitte: Lovikka Modern 5. Farbtupfer neben Saite, 3. Punkt leicht versetzt.
Rechts: Melodia Soitin. Punkte mit Bleistift von mir selbst angebracht.

Zunächst: Wozu sind diese Markierungen gut?
Die Kantele hat ja einen sehr kleinen Tonumfang. Auf der fünfsaitigen steht ja noch nicht mal eine komplette Tonleiter zur Verfügung. Hier kann man nun eine auch von anderen Saiteninstrumenten bekannten Technik auch auf die Kantele übertragen: das Flageolett-Spiel. An bestimmten Stellen einer Saite kann man statt dem Grundton bestimmte Obertöne (auf Englisch: harmonics) hörbar machen. Bei der Kantele legt man dazu einen Finger genau auf Höhe dieser Markierung leicht auf die Saite. Dann schlägt man mit einem Finger der anderen Hand die Saite an und hebt kurz danach den auf der Saite liegenden Finger ab. Das klappt vielleicht noch nicht gleich auf Anhieb. Aber mit etwas Übung kann man schon bald den Saiten andere Töne entlocken. Wenn das klappt, kann man auch probieren, das Abgreifen und das Anschlagen der Saite mit nur einer Hand gleichzeitig zu bewerkstelligen - zum Beispiel, indem man die Daumenkante auf die Saite legt, mit dem Zeigefinger anschlägt und dann leicht verzögert auch den Daumen abhebt.

Bevor's weitergeht, erst noch eine kleine Anmerkung zum obenstehenden Vergleichsfoto: Mich persönlich irritiert beim Koistinen-Modell etwas, dass sich die Punkte direkt unter der Saite befinden. Hat man das Instrument nämlich in Spielhaltung vor sich, dann schaut man ja von schräg oben auf das Instrument. Dadurch kommt dann z.B. der für die erste (tiefste) Saite gedachte Punkt optisch unter die zweite Saite zu liegen usw. Deshalb macht es Sinn, wie bei Lovikka die Punkte etwas vom Betrachter entfernt vor die Saite anzubringen - aber genau im rechten Winkel von der Stelle aus, wo der Schnittpunkt auf der zugehörigen Saite liegen würde!
Die kleine Abweichung bei der dritten Saite bei diesem Lovikka-Modell ergibt sich aus der Konstruktion des Halbton-Hebels bei Lovikka. Dieser verkürzt hier die mittlere Saite ein wenig, so dass die Halbierung der Saite etwas aus der Linie gerät.

Richtig interessant wird diese Technik deshalb, weil man damit den Tonumfang des Instruments so erweitern kann, dass man statt fünf immerhin neun Töne der Notenskala spielen kann. Denn neben der Oberton-Position in der Mitte der Saite, die die Oktave des Grundtons erzeugt, gibt es noch weitere geeignete Positionen. Deshalb habe ich bei meiner Kantele gleich noch eine zweite Obertonreihe eingezeichnet, die die Quinte über dem Grundton erzeugt. Ich versuche mal, das durch dieses Foto etwas zu verdeutlichen:

Funktioniert in Dur und Moll: Obertonreihe für Oktave und für die Quinte
darüber. Damit kann man den Tonraum auf neun Töne erweitern.

Um das selber auszuprobieren, braucht ihr ein Instrument mit den entsprechenden Markierungen - oder ihr müsst sie selber an der richtigen Stelle anbringen. Wie das geht, zeigen die folgenden Bilder. Man braucht dazu zwei Bleistifte - derjenige, den man zum Anzeichnen verwendet, sollte unbedingt ein weicher Bleistift (z.B. Härtegrad "B") sein! Wichtig ist auch: völlig ohne Druck anzeichnen! Besonders auf lackierten Instrumenten hinterlässt man sonst womöglich dauerhafte Spuren, die sich nicht mehr entfernen lassen!

So, und nun geht's an die Arbeit. Um die exakte Oberton-Position zu bestimmen, legt man mit der einen Hand einen der Bleistifte locker auf die erste Saite. Mit der anderen Hand zupft man die Saite mehrfach hintereinander an. Dabei gleitet man mit dem aufgelegten Bleistift langsam in Richtung Saitenmitte. Während es zuvor nur "scheppert", hört man an der richtigen Position plötzlich einen klaren Ton. Diese Position wird markiert:

Bleistift locker auflegen und Richtung Mitte verschieben,
dabei Saite mehrfach anzupfen.

Wenn der Ton klar wird, genau diese Position...

... mit weichem Bleistift markieren.

Den Vorgang auf der nächsten Saite wiederholen...

... und auch hier exakt markieren.

Idealerweise die Markierung nicht direkt unter, sondern leicht nach vorn versetzt
platzieren. Damit ist die Oktavreihe fertig.


Das Verfahren jetzt etwas rechts (oder nach Belieben auch links)
wiederholen, um die Quintreihe zu markieren.

Wenn man sich leicht vertan hat, ...

... kann man das leicht beheben. Vorausgesetzt, man hat...

... einen weichen Bleistift benutzt und nicht zu fest draufgedrückt.

Wem die Bleistift-Markierungen nicht gefallen, der kann dann an dieser Stelle noch Aufkleber, Lackstift oder Lötkolben verwenden, um die Punkte ganz nach Belieben dauerhaft hervorzuheben. Aber auch die aus Bleistift werden sich nicht abnutzen: man berührt ja bei der Kantele das Griffbrett ja nie.

Eine genauere Beschreibung der Flageolett-Spieltechnik werde ich zu gegebener Zeit hier bereitstellen.

Text und Bilder: Peter Widenmeyer, 2015

Montag, 3. August 2015

Zehnsaitige von Lovikka

Beim Kantelekurs vergangenen Samstag hatte einer der Teilnehmer eine zehnsaitige Kantele von Lovikka dabei. Sie ist sozusagen die "große Schwester" der hier schon gelegentlich gezeigten fünfsaitigen Lovikka-Kantele in traditioneller Form.

Lovikka traditionell: zehnsaitige und fünfsaitige in traditioneller Form,
Fichte, rotbraun gebeizt. Eigenes Foto.


Wie diese hat auch die zehnsaitige einen geschlossenen Korpus. Ein nettes Extra ist die kleine Leiste auf der Stimmwirbelseite: hier kann die Greifhand beim Akkordspiel zügig entlanggleiten, ohne an den Wirbeln anzustoßen.

Eine glatte Laufleiste auf der linken Seite ist fürs Umgreifen recht angenehm.
Eigenes Foto.

Ansonsten wie immer bei Lovikka: tadelllose Verarbeitung, angenehm zu spielen und ein erschwinglicher Preis.

Text und Fotos: Peter Widenmeyer, 2015